
Einigkeit bedeutet Stärke. Spaltung führt zu Schwäche.
Hauptstadt:
Dodoma
Jahr der Unabhängigkeit:
Tanganyika 1961 / Sansibar 1963
Bevölkerungsdichte:
80 Einwohner pro km²
Religionen:
63 % Christen, 34 % Muslime
Sprachen:
Swahili, Englisch (+ 124 weitere)
Währung:
Tansanische Schilling
Sehenswürdigkeiten:
Kilimandscharo, Lake Manyara Nationalpark, Ngorongoro, Sansibar, Serengeti Nationalpark, Usambara Berge, Victoriasee

Blick ins Buch
(...)
Die Dunkelheit brach ein. Mit dem Untergang der Sonne kühlte sich auch die Luft schlagartig ab. Das kleine Mädchen mit den Bonbons legte sich neben mich, mit ihrem Kopf auf meiner Schulter und kuschelte sich eng an mich.
Ich deckte uns mit meinem Chitenge zu und streichelte ihr fortwährend über ihren Kopf. Als ich dachte, sie sei eingeschlafen, schloss auch ich meine Augen.
Das war die Gelegenheit, auf die sie gewartet hatte. Sie wiegte sich in Sicherheit. Das kleine Mädchen folgte ihrem natürlichen Forscherdrang und versuchte herauszufinden, was denn nun der Unterschied zwischen Mzungus und Mweuzis war.
Zuerst nahm sie meine Hände unter die Lupe. Sie tastete alle Finger und Fingerkuppen ab, drückte an meiner Handfläche herum und fühlte vorsichtig nach meinen Knochen. Dann nahm sie meine Hand und strich sich selbst damit sanft über ihr Gesicht. Ich schmunzelte und hatte Mühe, mein Lachen zu unterdrücken. Sie musste schon die ganze Zeit vorher furchtbar neugierig gewesen sein. Vermutlich war ich die erste Mzungu, die sie je gesehen hatte, und diese Chance wollte sie sich nicht entgehen lassen. Kindliche Neugier ist etwas so Unschuldiges und Wunderschönes. Es ist die Ehrlichkeit in Reinform.
Nun fehlte ihr noch die Untersuchung meiner Fingernägel. Sie begann vorsichtig in meine Nägel zu beißen.
Ich muss gestehen, dass ich das Thema Handhygiene auf der Reise etwas vernachlässigt hatte. Das wenige Wasser, das ich tragen konnte, diente dazu, den Durst zu stillen und nicht zum Händewaschen. So wälzte ich mich ‚im Schlaf‘ auf die andere Seite und entzog ihr meine unsauberen Nägel.
Sie ließ sich nicht beirren. Die Fingernägel nicht untersuchen zu können, brachte sie nicht von ihrer Forschung ab, es gab ja noch mehr zu entdecken.
Vielleicht war der faszinierendste Unterschied für sie das Haar. Sie streichelte über mein rötliches Haar und inspizierte jede einzelne Strähne. Es wirkte, als würde sie nach Läusen suchen. Sie suchte jedoch nicht nach Läusen, sondern nach Knoten. Wenn Afrikanerinnen lange und glatte Haare haben, dann handelt es sich zumeist um Kunsthaar, das mit dem Echthaar verknotet wird. Ihre Suche war vergebens. Ungläubig rief sie die anderen Kinder zu sich, damit sie ihr halfen.
Die waren schüchterner und wagten sich nur vorsichtig an mich heran. Doch auch bei ihnen überwog letztendlich die Neugier und so suchten nun zehn Kinderhände nach Knoten in meinem Haar.
Irgendwann gaben alle auf und legten sich schlafen. Nun konnte auch ich in den Schlaf finden.
(...)